FREIRAUM Blog
Herzlich Willkommen zum Blog über das Projekt »FreiRaum« vom Jungen Gärtnerplatztheater. Mein Name ist Anna Blei. Ich mache momentan ein Freiwilliges Soziales Jahr Kultur (FSJ Kultur), das heißt ich bin für eine Spielzeit Teil der Abteilung und arbeite bei sämtlichen Projekten mit. Ich freue mich sehr, dass Sie uns auf dem Weg bis zur Präsentation des Projekts am 17. Juni 2018 bei den Bayerischen Theatertagen in Fürth begleiten.
»FreiRaum«
17. Juni 2018, 18.00, Kulturforum Fürth - Große Halle
Werkschau zun den Bayerischen Theatertagen 2018
Freiraum!?
Das Ziel von »FreiRaum« ist es, einen Raum für Mädchen und junge Frauen mit Flucht- und/oder Migrationshintergrund zu schaffen, damit auch diese die Möglichkeit bekommen sich künstlerisch auf der Bühne mit Musik, Schauspiel und Tanz/Bewegung auszudrücken. Die Teilnehmerinnen entscheiden selber, welche Geschichte und vor allem wie diese erzählt werden soll. Wir wollen neue Perspektiven bieten, die ihnen oft in ihren Herkunftsländern nicht offen standen.
Unser Projekt wurde vom Arbeitskreis Kinder- und Jugendtheater Bayern mit dem Titel »Zündstoff« ausgezeichnet. Das bedeutet, das Projekt wird für besonders innovativ, brenzlig und/oder entflammend gehalten und in Folge dessen medial begleitet.
Die Suche nach einer Gruppe für unser Projekt, hat sich weitaus schwieriger gestaltet, als wir gedacht hätten, besonders durch die öffentliche Präsentation in Fürth. Deshalb haben wir uns dazu entschlossen, für dieses Jahr von unserem ursprünglichen Konzept etwas abzuweichen und das Projekt mit einer Gruppe von Schülerinnen der Mittelschule an der Waliser Straße im Alter von 12 bis 13 Jahren mit und ohne Migrationshintergrund zu starten.
»Ohne Musik kann ich nicht leben«
Erster Tag, 11. Juni 2018
Heute war der erste Tag, zusammen mit Tina Güllich, Saskia Lagies und natürlich den sechs Mädchen. Jede Schülerin hatte ein Lied vorbereitet, bei dem sie ganz sie selbst sein kann. Gemeinsam wurde nach Verbindungen zwischen den ausgesuchten Liedern und den Mädchen gesucht. Jedes soll auch im fertigen Stück seinen Platz finden, so bekommt das Stück auch musikalisch eine persönliche Note.
Die Mädchen hatten auch Statements vorbereitet und Gegenstände dabei, die ihr persönliches Verständnis von Freiraum ausdrücken sollten. Zum Beispiel »Ohne Musik kann ich nicht leben« oder »Ich liebe es barfuß durchs Gras zu laufen«. Unter den Gegenständen waren ein Basketball, ein Buch und Kopfhörer. Zu jedem Satz und Gegenstand wurden Bewegungen gestaltet, die die anderen nachmachten, oder erraten mussten, was sich dahinter verbirgt.
Ich bin schon sehr gespannt, was sich die nächsten Tage aus diesem Material entwickelt und freue mich auf morgen!
Der erste Teil steht!
Zweiter Tag, 12. Juni 2018
Der heutige Tag ging mit einer Schrecksekunde los, denn eines der Mädchen hatte sich leicht am Knöchel verletzt. Zum Glück ging es ihr bald wieder so gut, dass sie vorsichtig mittanzen konnte. Der restliche Tag verlief sehr erfolgreich. Natürlich muss das Ganze noch geübt und verinnerlicht werden, aber ein erster Teil steht schon.
Es ging damit los, dass Bewegungen, die gestern zum Aufwärmen benutzt wurden, in eine Form gebracht wurden. Eines der Mädchen wird von den anderen umkreist, sie wird »gefangen« gehalten und versucht sich zu »befreien«. Dabei läuft ihr ausgesuchtes Lied. Der nächste Teil wurde aus den Statements und den entsprechenden Bewegungen entwickelt. Jede Schülerin kann so ihr eigenes FreiRaum-Gefühl mit auf die Bühne bringen. Nach einer improvisierten Tanzeinlage kamen schließlich die Gegenstände zum Einsatz. Auch was die Mitschülerinnen mit den je anderen Gegenständen assoziieren, findet in dem Stück seinen Platz, sowie die Gesten, die bereits erarbeitet wurden.
Die letzten Minuten nutzten wir für einen Durchlauf: nach zwei Tagen immerhin schon zehn Minuten Material. Morgen ist ein Tag Pause und am Donnerstag geht es dann wieder mit vollem Einsatz weiter.
Eine Traumreise
Dritter Tag, 14. Juni 2018
Die heutige Probe fand leider nur mit fünf Mädchen statt, was unserem Zeitplan zwar nicht unbedingt gut tut, aber zum Glück haben wir ja noch zwei Tage.
Am Anfang haben wir erst einmal alles Bisherige wiederholt und gefestigt, um dann gemeinsam etwas Neues zu erarbeiten. Wir benutzten Teller, um die (Haus)Arbeit zu symbolisieren, von der sich die Schülerinnen in ihrem persönlichen Freiraum oft eingeschränkt fühlen. Mit den Tellern wurde eine Choreografie erarbeitet und mit den privaten Erfahrungen der Schülerinnen verknüpft.
Gestern hat die Direktorin Frau Stöber gemeinsam mit den Mädchen noch einen weiteren Teil vorbereitet, der das Thema »Traumreise als Freiraum« hat. Jede hat sich eine Tür vorgestellt, die in ihren Traum-Freiraum führt – egal ob klein, leicht und rosa oder groß, schwarz und aus Holz. Auch die finden einen Platz im Stück und führen jede Schülerin auch auf der Bühne in eine eigene Welt.
Zum Schluss gibt es wieder einen Durchlauf. Das Ergebnis kann sich schon sehen lassen!
Endspurt und Vorfreude
Vierter Tag, 15. Juni 2018
Heute war die letzte Probe vor der Werkschau am Sonntag, das heißt es ging in den Endspurt. Saskia Lagies arbeitete mit den Mädchen vor allem an Details und an Übergängen. Parallel dazu machte Tina Güllich mit jeder Schülerin einzeln Tonaufnahmen, bei denen jede in Worte fassen konnte, wie ihr Traum-Freiraum in ihrem Kopf aussieht. Sie haben auch gemeinsam darüber geredet, wie sich Freiraum in ihrem Alltag äußert und was das mit ihrer Musik zu tun hat. Das Gesprochene wird noch zusammen geschnitten und in die Performance eingebaut.
Im zweiten Teil des Tages haben wir zwei Durchläufe gestartet und jetzt sind die Mädchen gut vorbereitet und freuen sich alle auf Sonntag!
Auftritt!
17. Juni 2018
Heute ist der große Tag! Am Vormittag sind wir mit den sechs Mädchen und ihrer Lehrerin zum Bayerischen Theatertreffen nach Fürth gefahren. Dort angekommen haben wir uns auf den Weg zu unserer Spielstätte gemacht, dem Kulturforum Fürth.
Dort standen die Schülerinnen dann das erste Mal auf ihrer Bühne und man merkte wie sich Nervosität breit machte. Wir schafften es noch gute zwei Stunde zu proben, so dass sich alle an die neuen Gegebenheiten gewöhnen konnten und das ganze Stück noch einmal in die Köpfe geholt wurde.
Die letzte Stunde konnten die Mädchen sich umziehen, vorbereiten und noch einmal durchatmen. Dann ging es auch schon hinter die Bühne. Alle waren ziemlich aufgekratzt, doch als die Lichter ausgingen, waren sie konzentriert.
Der Auftritt war super! Es hat alles geklappt, auch die Änderungen in letzter Minute. Das Publikum war begeistert. Die Mädchen haben sich unglaublich gefreut und waren stolz auf sich. Allerdings nicht so stolz, wie wir es waren. Was alle geleistet haben, ist unfassbar!
Danach ging es schon wieder zurück nach München. Leider hatte der Zug in Nürnberg Verspätung, was wir aber mit Pizza überbrückt haben. Gemeinsam wurde beschlossen, das ganze noch einmal in der Schule aufzuführen, damit noch mehr Leute sehen können, was die Mädchen können!
»In nur einer Woche Probenzeit haben die Darstellerinnen bereits Techniken entwickelt für körperliche Präsenz auf der Bühne, für die Darstellung des Ungesagten und für den Witz, der entsteht, wenn nicht-Zusammenpassendes oder Unerwartetes aufeinandertrifft.«
»FreiRaum« in den Nürnberger Nachrichten, 19.06.2018