Münchner Erstaufführung
von Karl Alfred Schreiner
Musik von Richard Strauss
Premiere am 11.12.2014 im Cuvilliéstheater
Altersempfehlung ab 10 Jahren
100 Minuten, eine Pause
Zuckerzeug ist etwas Wunderbares! Ein verlockendes Prickeln auf der Lippe, ein zartes Schmelzen auf der Zunge, eine fantastische Geschmacksexplosion am Gaumen. Kaum heruntergeschluckt spüre ich, wie ein Gefühl der Leichtigkeit und des Wohlbehagens von mir Besitz ergreift. Ich fühle mich stark, leistungsfähig und … glücklich! Ein Kindheitstraum, einmal den ganzen Tag im Süßwaren-Schlaraffenland zu verbringen – hemmungslos schlemmend, in Schlagsahne badend und wild tanzend mit verführerischen Pralinés, knallbunten Lutschbonbons und all ihren Gefährten … Süß macht mich glücklich! Oder?
»Ich kann die Tragik unserer Zeit nicht ertragen. Ich möchte Freude machen. Ich brauche das « Kurz nach Ende des Ersten Weltkrieges hatte das Bühnengeschehen in den Verliererländern Deutschland und Österreich einen Großteil seines einstigen Humors eingebüßt, und man beschäftigte sich fast ausschließlich mit der Sühne der Kriegsschuld. Richard Strauss, seit 1919 Direktor der Wiener Staatsoper, rebellierte heftig gegen diese Tendenz und komponierte nach tiefenpsychologischen Werken wie »Josephslegende« (1914) und »Die Frau ohne Schatten« (1919) mit »Schlagobers« (österr. für »Schlagsahne«) gerade jetzt ein wahrhaft kulinarisches Divertissement-Ballett, das in der »guten alten Zeit« schwelgt und den Zuschauer in eine Märchenwelt entführt, in der Knallbonbons mit Weihnachtsstollen, Gugelhupfen und Schmalznudeln Ländler, Polka und Walzer tanzen und die Lust am Süßen die Opulenz des »Nussknacker«-Schlaraffenlandes noch um einiges überbietet. Das Publikum jedoch vermochte bei der Uraufführung am 9. Mai 1924 in der Wiener Staatsoper in dem »Heiteren Wiener Ballett in zwei Aufzügen, op. 70« nicht mehr als einen zynischen Zeitkommentar zu sehen. Anlässlich Richard Strauss’ 150. Geburtstag gräbt Karl Alfred Schreiner zusammen mit seiner Kompagnie die ballettöse Sahne-Orgie wieder aus und transportiert sie höchst vergnüglich in die Gegenwart!
Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz