Uraufführung
von Jo Strømgren, Marco Goecke und Jacopo Godani
Musik von Jørgen Knudsen, Flugschädel, Umberto Giordano, Alfredo Catalani, Gaetano Donizetti, The Cure und 48nord
Premiere am 07.03.2015 in der Reithalle
Altersempfehlung ab 12 Jahren
100 Minuten, eine Pause
Tobende Massen in gewaltigen Arenen bestaunen, bejubeln und begaffen junge Körper von Fußballspielern, die maschinengleich, von Trainern und Schiedsrichter choreografiert, dem Reglement des Spieles folgen. Hart im Nehmen, geschmeidig in der Bewegung, rasant im Lauf und zielsicher im Schuss müssen die stählernen Leiber funktionieren wie geschmierte Getriebe, um nicht den Zorn der Fans zu provozieren. Was sich hinter der Schnelligkeit, der Wendigkeit und der geballten Kraft verbirgt, bleibt unerkannt, denn von Interesse ist ausschließlich der Heldenmythos: stark und hart, körperlich unempfindsam und unbeirrt dem Siege nahe – Teamplayer, Macher und Identifikationsfigur schlechthin.
Leistungssport und Tanz treffen sich da, wo der Körper – eingebettet in ein äußeres Bezugssystem von Zeit und Raum – zum Element eines Marktes wird, innerhalb dessen nur bare Leistung an den Grenzen des physisch Möglichen den Wert bestimmt. Die Choreografen Jo Strømgren – der 1997 mit »A Dance Tribute to the Art of Football« das erste Fußball-Ballett kreiert hat –, der italienische Star-Choreograf Jacopo Godani und Marco Goecke, seit 2005 Hauschoreograf des Stuttgarter Balletts, befassen sich in einem dreiteiligen Ballettabend mit dem männlichen Körper als mythisch überhöhtes Symbol für Macht, Potenz und Kraft, hinter dessen eisern-unverletzlicher Brust ungehört ein fragiles Herz pocht. Fußball als massentaugliches Ballett, Ballett als bedingungsloser Leistungssport – was letztlich fasziniert, ist das Können im Spiegel des eigenen Unvermögens, ob in der Sportarena oder auf der Theaterbühne.